Sachsen ist bei Bildung und Forschung Spitzenreiter. Wir sind stolz auf das Erreichte. Wir haben Respekt vor der Aufbauleistung und der tagtäglichen Arbeit von Erzieher:innen, Lehrer:innen und Wissenschaftler:innen. Mit ihrer Hilfe haben wir Herausforderungen bewältigt, und mit ihrer Hilfe werden wir auch die derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen meistern. Sie haben dafür gesorgt, dass Sachsen über ein anerkanntes und bundesweit respektiertes Bildungswesen verfügt.
Wir brauchen diese Spitzenbildung dringender denn je. Denn Bildung entscheidet unsere Zukunft: die jedes einzelnen Menschen und die unserer Gesellschaft. Bildung eröffnet Chancen, ermöglicht Wege und erweitert Perspektiven. Sie trägt dazu bei, dass Menschen selbstbestimmt und zufrieden leben. Und sie ist der Motor für gesellschaftlichen Fortschritt.
Die Welt verändert sich. Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Automatisierung sowie der Klimawandel verändern unsere Lebens- und Arbeitswelt. Daher muss sich auch verändern, wie und was wir lernen. Unser Bildungssystem muss dabei Schritt halten. Heute geht es um selbstständiges Lernen, digitale Kompetenzen, ein Verständnis für nachhaltige Entwicklung und praxisnahen Unterricht. Wir wollen junge Menschen mit jenen geistigen, sozialen und handwerklichen Fähigkeiten ausrüsten, die sie in der Zukunft wirklich brauchen. Wir wollen ihre Talente und Neigungen bestmöglich entwickeln. Die Schule der Zukunft ist von Eigenverantwortung geprägt. Lebens- und Praxisnähe, der Umgang mit Vielfalt und die Ausprägung sozialer Kompetenzen stehen im Vordergrund. In der Schule der Zukunft wird länger gemeinsam gelernt und anerkannt, dass Jede und Jeder etwas Besonderes kann, aber niemand alles. Denn wir brauchen Jede und Jeden.
Sachsen ist als Land der Ingenieurinnen und Ingenieure bekannt. Wir schreiben Forschung, Transfer und Innovation groß, regelmäßig wird uns das in Forschungsrankings bestätigt. Damit Sachsen Spitzenreiter bleibt, braucht es Master und Meister! Dabei sind für uns berufliche und akademische Ausbildung gleichwertig. Wir wollen für noch mehr Durchlässigkeit zwischen den beiden Systemen sorgen. Wir bilden die Fachkräfte von morgen hier in Sachsen aus. Unsere Ausbildungsbetriebe, Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen sind Magneten für junge und ältere Menschen. Sie zu gewinnen und hier zu halten, ist die Herausforderung im globalen Wettbewerb. Wir wollen ihnen ein tolerantes und innovatives Umfeld bieten, damit Menschen mit verschiedenen Hintergründen zueinander finden und neue Ideen verwirklicht werden.
Damit Sachsens Bildung anerkannt und bundesweit respektiert bleibt, müssen wir etwas tun. Schon in den letzten zehn Jahren hat die SPD in Regierungsverantwortung immer wieder nachgesteuert. Wir haben das unter CDU und FDP kaputtgesparte Bildungssystem wieder aufgebaut. Und wir haben umgesteuert. Wir haben mehr Lehrer:innen ausgebildet und zusätzliche Lehrer:innen eingestellt. Wir haben die Schulassistenz eingeführt, die Schulsozialarbeit ausgebaut und mehr Unterstützung organisiert. Mit der gleichen Bezahlung für alle Schularten und mit Zulagen haben wir den Lehrerberuf noch attraktiver gemacht. Und wir haben für eine langfristige Bildungsplanung gesorgt. Eben machbar und gerecht!
Doch es fehlen weiterhin Lehrer:innen in den Klassen. Viele Eltern stellen sich berechtigterweise die Frage, wie der Lehrermangel gelöst wird und wie heute gute Bildung abgesichert werden kann. Es wird aus ihrer Sicht zum Glücksspiel, ob ihr Kind gute Bildung bekommt oder nicht.
Mehr Personal und mehr Unterstützung wird benötigt: mehr Lehrkräfte, mehr Schulassistenz, mehr Schulsozialarbeit. Um junge Menschen schnellstmöglich an die Schulen zu bringen, sichern wir die Qualität der Ausbildung und steigern die Attraktivität der pädagogischen Berufe. So schaffen wir Anreize für ihr Engagement in Sachsen. Für uns ist klar: Es braucht ein Team aus verschiedenen Fachkräften für unsere Kinder. Wir verfolgen damit das Ziel, die Bildungsqualität weiter zu verbessern. Dabei ist es uns wichtig, die Lehrkräfte zu entlasten, damit sie genügend Zeit für die Schülerinnen und Schüler haben. Nur so sind gute Bildung und individuelle Förderung möglich.
Weil die Kinderzahlen gerade erneut sinken, überlegen manche schon wieder, Kita- und Schulstandorte zu schließen. Es drohen die gleichen Fehler wie in der Vergangenheit gemacht zu werden: in der Bildung kürzen. Wir sagen: Der Kindergarten und die Schule gehören in den Ort. Sie sind mehr als ein Bildungsort, sie sind ein Mittelpunkt für Dörfer, Gemeinden und Stadtteile. Wir halten wohnortnahe Einrichtungen der Kindertagesbetreuung und Schulen für notwendig und machbar. Wir setzen uns für ein dichtes Schulnetz ein. Mit der Schule im Ort bleibt der Schulweg kurz und haben Kinder und Jugendliche mehr Zeit. Anstatt lange Strecken im Schulbus zurückzulegen, steht Zeit für Lernen, Spaß und Spiel, Freund:innen oder Ehrenamt zur Verfügung.
Wir alle wissen, dass in den frühen Lebensjahren die entscheidenden Weichen gestellt und der Grundstein für gelingende Bildungsprozesse gelegt werden. Es kommt daher auf den Start an. Wir werden auf den Ausbau und die Stärkung der frühkindlichen Bildung in den nächsten Jahren einen besonderen Fokus legen. Um dafür zu sorgen, dass Sachsen bei Bildung und Forschung spitze bleibt, müssen wir die Bildung der Allerkleinsten verstärkt in den Blick nehmen. Unser Anspruch an frühkindliche Bildung ist: Mehr Zeit der Pädagog:innen für Kinder in den Kinderkrippen und der Kindertagespflege, in den Kindergärten und im Hort.
Wir machen unser Bildungssystem fit für die Zukunft, denn Sachsen soll weiterhin ein anerkanntes und bundesweit respektiertes Bildungswesen haben. Wir wollen Spitzenreiter bei Bildung und Forschung in Deutschland bleiben und im internationalen Vergleich aufholen. Damit wir uns für die Zukunft gut aufstellen: Gute Bildungspolitik ist Zukunftspolitik.
Was wir dafür machen werden:
Wir müssen mehr in Bildung investieren! Sinkende Kinderzahlen sehen wir als Chance für das Bildungssystem. Wir wollen frei werdende Mittel nicht einsparen, sondern im System halten. So können Kita- und Schulstandorte erhalten und die Qualität gesteigert werden. Wir wollen keine Schulen und Kitas schließen. Statt Schulschließungen wollen wir ein dichtes Schulnetz und kleinere Klassen. Die sinkenden Schülerzahlen bieten auch die Perspektive, die Klassenleiterstunde zur Entlastung der Lehrkräfte einzuführen. Für uns steht fest: Um Chancen und Wege zu eröffnen, muss Bildung wohnortnah verfügbar sein. Das gilt für den Kindergarten und die Schule im Ort, aber auch für Musik- oder Volkshochschulen sowie Hochschulen in der Region. Mit jahrgangsübergreifendem Unterricht und Binnendifferenzierung gelingt es sogar in kleinen Dörfern, die erforderliche Klassenstärke zu erreichen. Mit längerem gemeinsamen Lernen an Gemeinschaftsschulen oder Oberschulen+ kann das Schulnetz sogar verdichtet werden. Eine dreizügige Gemeinschaftsschule stellt sicher, dass vor Ort alle Schulabschlüsse erworben werden können. Mit der Schule im Ort erreichen Kinder und Jugendliche ihren Lernort wieder zu Fuß oder mit dem Fahrrad, statt lange Zeit im Schulbus zu verbringen.
Wir werden in moderne Bildung investieren, also in zeitgemäße Räume und Ausstattung. Wir werden weiterhin Kindertageseinrichtungen, Schulen und Hochschulen sanieren, modernisieren oder auch neu bauen. Wir werden investieren, um den Ausbildungs- und Wissenschaftsstandort nachhaltig zu stärken. Mit dem Landesprogramm „Berufliche Aus- und Weiterbildung” unterstützen wir die berufliche Bildung. Um zur Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung beizutragen, bauen wir den Meisterbonus aus und führen einen analogen Bonus für Fach- und Betriebswirte sowie Techniker:innen ein. Und wir verbreitern den Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte.
In den Hochschulstandort Sachsen werden wir investieren: Mit weiteren 450 zusätzlichen Dauerstellen an Hochschulen leisten wir unseren Beitrag für gute Lehre und innovative Forschung. So können Daueraufgaben von wissenschaftlichem Personal mit unbefristeten Verträgen wahrgenommen werden. Mit der Fortschreibung der Hochschulentwicklungsplanung sowie mit einer sechsjährigen Zuschussvereinbarung erhalten die staatlichen Hochschulen weitere Planungssicherheit. Als Brücke zwischen beruflicher und akademischer Ausbildung wird die Duale Hochschule Sachsen fungieren. Das duale praxisintegrierte Studium bleibt ihr Markenkern.
Priorität hat für uns die Unterrichtsabsicherung. Für einige lautet das Rezept gegen den Lehrermangel: Größere Klassen, mehr Pflichtstunden für die Lehrkräfte, weniger Schulen, mehr Druck. Das ist der falsche Weg! Wir wollen mehr Personal sowie mehr Unterstützung und Entlastung. Unser Ziel ist es, die Bildungsqualität weiter zu verbessern. In den nächsten fünf Jahren wollen wir die Schulassistenz und die Schulsozialarbeit flächendeckend ausbauen. Und wir wollen, dass die Schulen eigene Budgets und mehr Gestaltungsspielraum erhalten, damit sie eigenständiger arbeiten können. Um mehr Lehrer:innen einstellen zu können, behalten wir die hohen Ausbildungskapazitäten von 2.400 Lehramtsstudienplätzen an den drei Universitäten bei. Wir setzen die Aus‑, Fort- und Weiterbildung der Lehrer:innen neu auf und schaffen mit einem Lehrkräftebildungsgesetz den rechtlichen und strukturellen Rahmen. Die Studieninhalte und das Referendariat gehören auf den Prüfstand – mehr Bildungspraxis, weniger Fachwissenschaft sowie die Integration des Referendariats ins Studium und eine frühzeitige bezahlte Praxiserfahrung und Möglichkeit zum Teamteaching sind unser Ziel.
Wir brauchen Jede und Jeden. Wir wollen das Recht auf Bildung mit Leben füllen und alle Jugendlichen bestmöglich dabei unterstützen, einen Schul- und Ausbildungsabschluss zu erwerben. Manchmal muss dieser auch nachgeholt werden, hierfür schaffen wir die Voraussetzungen. Mit Volkshochschulen als anerkannten Schulen des zweiten Bildungsweges und landesfinanzierten Produktionsschulen unterstützen wir dies. Zum Recht auf Bildung gehört auch ein Recht auf Umwege – eben eine zweite oder dritte Chance. Jemand, der Ausbildung oder Studium abbricht, hat nicht automatisch verloren. Vielmehr kann diese Entscheidung Erkenntnisse bereithalten und zu einem neuen Weg, zu einem Wechsel führen. In diesen Situationen gilt es, junge Menschen zu begleiten. Wir bauen daher die Beratungs- und Informationsangebote aus und stärken insbesondere die Jugendberufsagenturen und Studierendenwerke. Zugleich schaffen wir Angebote zur Validierung von non-formal erworbenen Kompetenzen, damit Anerkennung mit Blick auf Ausbildungs- und Studienabschlüsse vereinfacht wird.
Mit Blick auf die Betreuungsquote und die Qualifikation der pädagogischen Fachkräfte sind die sächsischen Kindertageseinrichtungen spitze. Das wollen wir bleiben und zugleich die Qualität verbessern. Mehr Erzieher:innen für die gleiche oder geringere Anzahl an Kindern bedeutet, dass sich die Fachkraft-Kind-Relation weiter verbessert. So wird es möglich sein, alle Kinder in frühen Jahren in den Blick zu nehmen und eine inklusive Kita für alle zu gestalten. Da der Bedarf an finanziellen Mitteln und pädagogischen Fachkräften zwei Seiten derselben Medaille sind, werden wir an unserer bisherigen Strategie zur schrittweisen Umsetzung weiterer Qualitätsverbesserungen festhalten. Die Kita als ein Ort der Begegnung kann die Eltern unterstützen. Hier finden sie Ansprechpartner:innen zu ihren Fragen, die die Erziehung und Entwicklung der Jüngsten betreffen. Wir werden daher die Kita-Sozialarbeit und Familienzentren ausbauen und unterstützen Kindertageseinrichtungen besonders dort, wo Herausforderungen und Probleme groß sind.
Wir wollen regionale Bildungslandschaften gestalten, indem Bildungseinrichtungen Orte der Begegnung und des sozialen Miteinanders werden. Wir fördern daher kulturelle Bildung und Sport, politische Bildung und Erwachsenenbildung weiter. Wir stärken Kinder- und Jugendarbeit und verankern Bildung für nachhaltige Entwicklung. Wenn die verschiedenen Bildungsinstitutionen zusammenarbeiten und ‑wirken, entstehen vor Ort eine praxisnahe, generationenübergreifende Bildung und lebenslanges Lernen. Die Schule von morgen bildet Kinder und Jugendliche ganzheitlich: demokratisch und sozial, geistig und motorisch, künstlerisch und sportlich. Sie vermittelt auch Gesundheitswissen und praktische Fertigkeiten für Haushalt und Handwerk. Sie setzt auf jahrgangs- und fächerübergreifenden Unterricht.
In den kommenden Jahren werden wir die rhythmisierte Ganztagsschule ausbauen, um Unterricht, Lernförderung, Pausen und Erholungsphasen sowie frei gestaltbare Zeit besser auf den Vor- und Nachmittag zu verteilen. So wachsen Schule, Hort, Ganztagsangebote sowie außerschulische Lernorte und Vereine zusammen. An allen weiterführenden Schulen, nicht nur der Oberschule, ist Berufsorientierung ein fester Bestandteil – Praxisberater:innen und Kooperationen mit Praxispartner:innen sichern dies ab.
Wenn sich ändert, wie wir leben und arbeiten, muss sich auch ändern, wie und was wir lernen. Dies teilen auch die Expert:innen mit ihren Vorschlägen zum „Bildungsland Sachsen 2030”. Wir werden unsere Ideen mit diesen Vorschlägen abgleichen. Unser Ziel ist eine zeitnahe und umfassende Novellierung des Schulgesetzes sowie die Überarbeitung der Stundentafel und Lehrpläne, um das Fundament für eine eigenverantwortliche Schule zu legen. Dabei basiert Eigenverantwortung auch auf einer demokratischen Schulkultur. Schüler:innen und ihre Eltern sind Ideengeber:innen und Gestaltende, die wir in ihrer Teilhabe und Mitwirkung stärken wollen. Und da wir wissen, dass die Welt komplexer wird, wollen wir alle Kinder und Jugendlichen im Blick haben, beim Lernen begleiten und bestmöglich unterstützen. Dies gelingt in multiprofessionellen Teams am besten, da diese unterschiedliche Berufe, Perspektiven und Lösungen bereithalten. Wir bauen deshalb das Unterstützungssystem für Schulen weiter aus – sei es durch Schulsozialarbeit, pädagogische Assistenzen, Inklusionsbegleiter:innen, IT-Koordinator:innen, Verwaltungsassistenzen, Bewegungscoaches oder Schulgesundheitsfachkräfte.
Sachsens Bildung bleibt spitze, wenn wir es schaffen, den Entdeckerdrang, die Neugier, die mentale Gesundheit sowie die Freude am selber Machen und Lernen über die gesamte Schulzeit zu erhalten. Kleine Kinder lernen gern und entdecken die Welt. Im Laufe der Schulzeit sinkt allerdings die Lernbegeisterung immer weiter ab. Das liegt an vielen verschiedenen Dingen – aber auch an der Schule. Auch deshalb muss sich ändern, wie und was wir lernen.
Innovationsprozesse bedarf es nicht nur in Unternehmen, sondern auch bei der öffentlichen Daseinsvorsorge. Mit Blick auf den Mangel an Lehrkräften bedeutet dies auch: Unser Schulsystem muss moderner, die Lehrpläne entschlackt und die Stofffülle reduziert werden. Das gibt auch mehr Luft in der Stundentafel und damit Raum für einen effizienteren Einsatz der Lehrkräfte. Mehr
selbstständiges Arbeiten, gemeinsames Lernen in Projekten und schulbegleitende Praktika, die im Unterricht reflektiert werden, helfen den Schüler:innen, eigene Stärken zu entwickeln, soziale Kompetenzen zu erlangen und sich für das Berufsleben zu orientieren. Und ein Lehramtsstudium, das junge Menschen nicht nur an den Universitäten ausbildet, sondern studienbegleitend als zweite Kraft im Unterricht einsetzt, sorgt nicht nur für Praxisnähe, sondern auch für die individuelle Förderung in Schulen und ein innovatives Bildungssystem.
Wir gestalten den notwendigen Wandel im Bildungsbereich machbar und gerecht. Und sorgen damit auch in Zeiten der Veränderung dafür, dass Bildung und Forschung in Sachsen spitze bleiben. Wir können das, hier in Sachsen.