Keine zwei Generationen ist es her, dass Sachsen einen gewaltigen Umbruch erlebt hat. Seither ist viel Neues gewachsen. Neue Unternehmen und ganze Wirtschaftszweige sind entstanden. Millionen Beschäftigte haben sich neu orientiert und mit ihrer Arbeit dafür gesorgt, dass sich die sächsische Wirtschaft gut entwickeln konnte. Straßen wurden saniert, Mobilfunk- und Glasfasernetze gebaut und Gewerbegebiete erschlossen. Das Bildungssystem wurde von Grund auf neu gestaltet, vorhandene Kultureinrichtungen weiterentwickelt und neue etabliert sowie touristische Infrastruktur geschaffen. Heute ist Sachsen ein attraktives Land, in dem man gut und gerne leben kann.
Doch auf diesem Weg wurden auch Fehler gemacht. Abschlüsse und Arbeitsjahre wurden nicht anerkannt, Lebensleistungen abgewertet. Hunderttausende gut ausgebildete Menschen fanden damals keine Perspektive und verließen unser Land. Was blieb, wurde lange Zeit „geordnet geschrumpft” und auf Effizienz ausgerichtet. Man schloss Schulen, legte Zugstrecken still, strich Stellen und baute Wohngebiete zurück. Die Niedriglohnstrategie der konservativen Landesregierung setzte Menschen und Unternehmen einem Wettbewerb aus, der nicht zu gewinnen war. Polster an Eigenkapital oder Haushaltsvermögen konnten so nicht entstehen. Einzig der Haushalt des Freistaats wurde aufgepolstert. Sachsen wurde zum Bundesland mit der niedrigsten Pro-Kopf-
Verschuldung, weit vor den reichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg. Unterdessen blieben Schulen unsaniert, Polizeireviere wurden geschlossen. „Wir müssen sparen“ lautete die Devise vom Land bis in die Städte und Gemeinden.
Diese Politik haben wir beendet. Seit zehn Jahren tragen wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in Sachsen Regierungsverantwortung. Über alle politischen Themen hinweg war es uns seither wichtig, Gerechtigkeit, Zusammenhalt und Solidarität in
unserem Freistaat zu stärken. Wie viele Menschen in unserem Land leben wir gern in Sachsen und sind stolz auf das Geschaffene. Aber wie viele Menschen in Sachsen auch empfanden wir manches in den vergangenen Jahrzehnten als Respektlosigkeit – vor der Lebensleistung der Älteren, vor der Arbeitsleistung der Beschäftigten und vor den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen. Deshalb haben wir uns eingesetzt und erfolgreich gekämpft: für die Angleichung der Ost-Renten an das Westniveau und die Einführung der Grundrente, für den gesetzlichen Mindestlohn und die Steigerung der Tarifbindung, für den Erhalt von Schulen und Hochschulen, für die Ermöglichung von längerem gemeinsamen Lernen, die Einführung des Bildungstickets, den Ausbau von Kindertagesstätten und die Sicherung der Jugendhilfelandschaft.
Heute haben sich die Vorzeichen geändert. Wo früher die Angst vor Arbeitslosigkeit und Standortverlagerung zu Lohndumping führte, hat sich Fachkräftemangel ausgebreitet. Die Schulklassen sind wieder gut gefüllt, zum Teil überfüllt. Besonders in den sächsischen Metropolen wird der Wohnraum knapp. Und Sachsen steht erneut, wie nunmehr ganz Deutschland, inmitten großer Veränderungen. Die bisherige Art und Weise des Wirtschaftens wandelt sich grundlegend. Die Verwendung fossiler Ressourcen zur Produktion von Strom und Wärme, von Nutzstoffen, Produkten und für die Mobilität kommt an ihre Grenzen. Der Klimawandel erfordert eine Neuausrichtung nicht nur von Industrie und Handwerk, sondern auch von Landwirtschaft und Tourismus, Handel und Verkehr, Städten und Gemeinden. Die Begrenzung seiner Geschwindigkeit und die Anpassung an seine Folgen ist eine dringend notwendige gesellschaftliche Aufgabe, die auch jeden einzelnen Menschen in Sachsen berührt.
Wir wollen, dass Sachsen diese Veränderungen aktiv gestaltet, die darin liegenden Chancen ergreift und den Wandel meistert – nach den eigenen Vorstellungen, mit selbstgesteckten Zielen, die ambitioniert und gleichzeitig realistisch sind. Dass wir das in Sachsen können, haben wir in den letzten dreißig Jahren gezeigt. Für solche Veränderungsprozesse braucht es soziale Sicherheit. Es braucht einen Staat, der den Menschen die Gewissheit gibt, ihre Bedürfnisse zu sehen und sie auf ihrem Weg zu unterstützt. Es braucht Gerechtigkeit, Solidarität und Zusammenhalt. Es liegt uns
deshalb besonders am Herzen, dass der Staat eine Politik des Respekts verfolgt. In Sachsen sollen Solidarität, soziale Gerechtigkeit und Zusammenhalt auch in den nächsten Jahren großgeschrieben werden. Sachsen soll ein Zuhause für alle sein.
Was wir dafür machen werden:
Wir stehen für eine Politik des Respekts gegenüber den Beschäftigten, die dafür sorgt, dass ihre Arbeitsleistung wertgeschätzt und gerecht entlohnt wird. Es war uns daher wichtig, den Mindestlohn gegen massive Widerstände der CDU auf 12 Euro zu erhöhen. Die weitere Erhöhung ab dem 1. Januar 2024 war notwendig. Diesen Weg werden wir fortsetzen und uns auf Bundesebene für eine Reform der Mindestlohnkommission sowie eine schrittweise Anhebung auf 15 Euro einsetzen. Es geht um Respekt für all jene, die hart arbeiten und dennoch kaum über die Runden kommen. Der Mindestlohn ist aber nur das Mindeste an Respekt. Unser Ziel bleibt: die Stärkung von Betriebs- und Personalräten sowie die Steigerung der Tarifbindung in Sachsen.
Als SPD stehen wir hierfür fest an der Seite der Gewerkschaften und Beschäftigten, die mit neuem Selbstbewusstsein in den letzten Jahren vieles erreicht haben. Mit ihrem Kampf für gute Arbeitsbedingungen, mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten in den Betrieben und gerechte Löhne sorgen sie für mehr Respekt. Um sie dabei zu unterstützen, arbeiten wir weiter an der Stärkung der Sozialpartnerschaft und fördern eine neue Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber:innen. Gemeinsam mit den Beschäftigten und den Gewerkschaften werden wir dafür kämpfen, dass die Lohnmauer zwischen Ost und West fällt. Es wird endlich Zeit für gleiches Geld für gleiche Arbeit.
Hierfür bringen wir einen landesweiten Aktionsplan zur Stärkung der Tarifbindung auf den Weg und machen Sachsen zum Tarifland. Denn in Betrieben mit Tarifvertrag werden nicht nur gerechte Löhne bezahlt, sie achten auch auf Familienfreundlichkeit, ausreichend Arbeitsschutz und investieren eher in die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung. Tariflich geschützte Arbeitsplätze sind zudem in der Krise sicherer, weil Unternehmen mit Betriebsrat besser durch schwere Zeiten kommen. Mitbestimmung ist deshalb der institutionalisierte Respekt für Arbeit und leistet einen wichtigen Beitrag zu einer gerechten Wohlstandsverteilung.
Forderungen nach Einschränkung des Streikrechts, einer Verlängerung der Arbeitszeit oder der Streichung eines Feiertags lehnen wir entschieden ab. Und wir haben es erlebt: In Krisenzeiten reichen die Löhne von vielen Sächsinnen und Sachsen nicht aus. Bund und Land haben daher in den letzten Jahren die Belastungen durch Inflation und steigende Energiekosten abgemildert. Solidarität bedeutet für uns auch, dass der Staat auch weiterhin eingreift, wenn in Krisenzeiten das Geld nicht mehr zum Leben reicht.
Ebenfalls eine Frage des Respekts für Beschäftigte: Frauen für die gleiche Arbeit gleich zu bezahlen. Auch hier sind mehr Tarifbindung und starke Betriebsräte die richtige Antwort. Denn in tarifgebundenen Unternehmen gibt es weniger Unterschiede bei der Bezahlung. Wir streiten daher für mehr Tarifverträge und setzen uns dafür ein, dass Sachsen Vorbild bei gleicher Bezahlung und gleichen Karrierechancen von Frauen wird. Zugleich setzen wir uns für eine Reform des Entgelttransparenzgesetzes auf Bundesebene ein, durch welches die gleiche Entlohnung von Männern und Frauen bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit verbindlich festgeschrieben ist.
Wir stehen für eine Politik des Respekts gegenüber älteren Menschen, die dafür sorgt, dass ihre Lebensleistung anerkannt und ihre Würde im Alter gewahrt bleibt. Ein gerechtes Rentensystem, eine leistungsfähige medizinische Versorgung und die Unterstützung von pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen, aber auch ein barrierefreier ÖPNV und Kulturangebote für alle sind hierfür unsere Instrumente. Eine Altersvorsorge, von der die Menschen im Alter in Würde leben können, ist eine der wichtigsten Säulen der sozialen Absicherung und des Zusammenhalts in unserer Gesellschaft. Mit uns wird es daher weder eine Anhebung der Altersgrenze noch eine Absenkung des Rentenniveaus geben.
Ganz im Gegenteil: Mit den Rentenerhöhungen 2022 und 2023 haben wir durch SPD-Regierungspolitik die Rentenangleichung Ost ein Jahr früher erreicht als geplant – damit gilt nun ein gleicher Rentenwert in Ost und West.
Wir stehen für eine Politik des Respekts gegenüber Familien, die dafür sorgt, dass Kinder und Jugendliche und ihre Eltern gut miteinander leben und füreinander da sein können. In Sachsen sollen alle Familienformen Akzeptanz und Unterstützung finden. Eine hochwertige Kinderbetreuung und Bildung, eine soziale Wohnungspolitik, eine bezahlbare Mobilitätswende und die Förderung einer vielfältigen Vereins- und Verbändelandschaft sowie von Kultur- und Sportangeboten sind unsere politischen Antworten.
Um Familien finanziell zu entlasten, schaffen wir die Gebühren für die Kinderbetreuung ab. Weil uns gleichzeitig die Verbesserung der Betreuungsqualität wichtig ist, wird die Kostenfreiheit nur schrittweise zu erreichen sein. Der erste Schritt ist für uns die Einführung eines Deckels für Kitagebühren. In weiteren Schritten machen wir den Hort, die Kindergärten sowie die Kinderkrippen und Kindertagespflege gänzlich gebührenfrei. Wir wollen, dass alle Kinder die gleichen Chancen haben. Daher unterstützen wir die Einführung der Kindergrundsicherung auf Bundesebene und wollen diese weiterentwickeln. So sichern wir Teilhabe.
Auch bei den Mobilitätskosten wollen wir die Familien mit Kindern weiter entlasten. Mit dem sächsischen Bildungsticket haben wir unser zentrales Wahlversprechen erfüllt. Fast 200.000 Schüler:innen und Freiwilligendienstleistende nutzen inzwischen diese preiswerte Mobilitätslösung. Wir werden das Bildungsticket fortführen und weiterentwickeln. Dabei wollen wir den aktuellen Preis von 15 Euro stabil halten und das Einzugsgebiet perspektivisch auf ganz Sachsen ausdehnen. Und wir wollen das Deutschlandticket nutzen, um für alle jungen Menschen in Ausbildung oder im Studium ein einfaches und günstiges Angebot zu entwickeln. Es soll ein Sozialtarif mit 29 Euro pro Monat gelten.
Ebenfalls eine Frage des Respekts: die Lebens- und Arbeitssituation von Alleinerziehenden zu verbessern. Um das zu erreichen und die Alleinerziehenden in Sachsen zu stärken, sollen alle politischen Akteur:innen gezielt und ressortübergreifend zusammenarbeiten. Wir werden die Alleinerziehenden bei Kinderbetreuung, Schulabschluss, Ausbildung, Studium sowie Berufsrückkehr und — ausübung besser unterstützen. Auch zu diesem Zweck werden wir das Landeserziehungsgeld zu einem Alleinerziehendengeld weiterentwickeln. Alle Maßnahmen werden wir in einem „Pakt für Alleinerziehende“bündeln, der in enger Abstimmung mit Familienverbänden und Vertretungen der Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen entsteht.
Wir stehen für eine Politik des Respekts gegenüber Menschen mit Migrationsgeschichte. In den vergangenen Jahrzehnten haben immer wieder Menschen in Sachsen ein neues Zuhause gefunden und durch ihre Arbeit und ihr Engagement zur positiven Entwicklung des Freistaats beigetragen. Wir werden auch zukünftig auf Zuwanderung angewiesen sein. Wir begegnen Menschen mit Migrationsgeschichte mit Respekt, egal aus welchem Grund sie nach Sachsen gekommen sind. Damit Integration gelingt, braucht es von Beginn an Netzwerke und Strukturen, welche die Ankommenden aufnehmen und ihnen unter die Arme greifen. Dazu gehören einerseits Sozial‑, Bildungs- und Wirtschaftsstrukturen sowie eine auf Diversität ausgerichtete Verwaltung. Und andererseits das demokratische und zivilgesellschaftliche Engagement vor Ort. Beides werden wir weiter politisch unterstützen und die teils ehrenamtliche Arbeit fördern. Das Sächsische Teilhabe- und Integrationsgesetz wurde von uns auf den Weg gebracht. Es verdeutlicht, dass Integration keine vorübergehende Aufgabe ist, sondern fester Bestandteil in unserer Gesellschaft. Wir werden es mit allen Akteur:innen in Sachsen weiterentwickeln. Beim Umgang mit Geflüchteten geht es um Menschlichkeit und Solidarität, wie sie jeder Mensch in Not erfahren sollte. Wer hier jedoch kein dauerhaftes Aufenthaltsrecht hat, der muss das Land wieder verlassen, wenn dies tatsächlich möglich und humanitär zumutbar ist.
Wir stehen für eine Politik des Respekts gegenüber den Menschen, die dafür sorgt, dass sie sich eine Wohnung in Sachsen weiterhin leisten können. Gerade in den Großstädten wird es immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Deshalb muss der Freistaat in die Schaffung bezahlbaren sowie barrierefreien Wohnraums investieren, Bauland mobilisieren, gemeinnützigen Wohnungsbau ermöglichen, gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum vorgehen und Mietsteigerungen begrenzen. Der Bedarf ist immens: Wir brauchen in den kommenden Jahren zusätzlich mindestens 15.000 neue Sozialwohnungen und 30.000 bezahlbare Wohnungen für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen. Dafür gründen wir eine sächsische Wohnungsbaugesellschaft, die bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum bereitstellt. Sie arbeitet mit den kommunalen Wohnungsbaugesellschaften und Wohnungsbaugenossenschaften zusammen. Finanziert wird die Gesellschaft u. a. durch den
„Sachsenfonds 2050”. Dieses Sondervermögen wollen wir mit mindestens vier Milliarden Euro für wichtige Zukunftsinvestitionen ausstatten. Und wir bringen gemeinschaftliche Bau- und Wohnprojekte, auch generationenübergreifend, voran. Ebenso wichtig sind bezahlbare Wohnungen für Studierende und Auszubildende. Wir setzen hierfür auf den bedarfsgerechten Ausbau von Studierenden- und Azubi- Wohnheimen.
Wir stehen für eine Politik des Respekts gegenüber den Sächsinnen und Sachsen, die dafür sorgt, dass Klimaschutz und Energiewende für sie bezahlbar bleiben. Mit uns wird dieser Weg machbar und gerecht. Wir werden die erneuerbaren Energien umfassend und zügig ausbauen. Wir werden für eine schnellere Umsetzung sorgen, dabei nehmen wir auch den Denkmalschutz in den Fokus. Die Zukunft unseres Industriestandortes mit sicheren und gut bezahlten Arbeitsplätzen sowie die Versorgung der Menschen mit bezahlbarer und sicherer Energie werden davon abhängen. Dabei haben wir auch die 14.000 Beschäftigten in der sächsischen Energieerzeugung im Blick. Zugleich werden wir für die Machbarkeit der Vorschläge sorgen. Denn dem Klimaschutz ist wenig geholfen, wenn man die Menschen überfordert und verunsichert. Noch schlimmer sind jene Stimmen, die populistisch vor „Deindustrialisierung“ warnen, aber selbst keine Lösungen für mehr Klimaschutz präsentieren. Die Kosten und Nutzen des Wandels müssen gerecht verteilt sein. Gewinne der Energieproduktion sollen vor Ort erzielt werden und Kommunen verpflichtend davon profitieren. Nach dem Vorbild Mecklenburg- Vorpommerns werden wir günstige regionale Tagstrom-Tarife einführen. Dort, wo viel Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt wird, sollen Bürger:innen, Kommunen und Unternehmen direkt von der Energiewende profitieren. Wer dort wohnt, zahlt weniger für Strom. Wir sorgen für eine sozial gerechte Umsetzung der Wärme- und Heizungswende – Bürger:innen und Kommunen erhalten eine angemessene Unterstützung. Für uns als SPD steht fest: Starke Schultern werden mehr Verantwortung für den Klimaschutz und die Energiewende tragen müssen. Wir stellen als SPD daher die Verteilungsfrage neu.
Wir stehen für eine Politik des Respekts gegenüber den Menschen, die dafür sorgt, dass Mobilität bezahlbar bleibt und klimaneutral wird. Wir stellen die Weichen neu für einen Verkehr, der sozial gerecht und dabei umweltfreundlich ist. Die Mobilitätswende gelingt, wenn wir öffentlichen Nah‑, Rad- und Fußverkehr und das Auto der Zukunft gleichberechtigt behandeln und fördern. Dazu muss in Sachsen die Infrastruktur in Stadt und Land ausgebaut werden. Die Verkehrswende ist dann erfolgreich, wenn umweltfreundliche Verkehrsmittel unkompliziert nutzbar, bezahlbar und konkurrenzfähig sind. Das sächsische Bildungsticket war dafür ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Das Deutschlandticket zeigt deutlich, wie groß die Bereitschaft ist, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Doch es wurde auch klar, dass der beste Tarif wenig bewirkt, wenn die Kapazitäten nicht ausreichen oder in manchen Regionen ein mangelhaftes Angebot besteht.
Das muss sich weiter ändern: Die Gründung der Sächsischen Mobilitätsgesellschaft ist eine große Chance für den Öffentlichen Personennahverkehr in Sachsen. Erstmals verpflichten sich die Landkreise als Aufgabenträger gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen dazu, einen verbindlichen Landesnahverkehrsplan zu entwickeln und umzusetzen. Wir wollen zukünftig die Bahn- und überregionalen Busverkehre in Landesverantwortung besser planen. Die Nahverkehrsplanung wird so endlich ganzheitlich — über Zweckverbands- sowie Landesgrenzen hinaus — gedacht. Wir werden zudem die Beförderungsstandards vereinheitlichen, das Tarifsystem weiter vereinfachen und die Preise weiter bezahlbar halten.
Da der Autoverkehr gerade in ländlichen Regionen weiterhin einen großen Stellenwert haben wird, wollen wir Sachsen zum führenden Land der E‑Mobilität machen. Das umweltfreundliche Elektroauto „Made in Saxony” soll Markenzeichen werden. Entscheidend wird sein, dass bezahlbare E‑Autos gebaut werden. Und mit einem attraktiven Gebrauchtwagenmarkt sowie einer guten wohnortnahen Ladeinfrastruktur sichern wir ab, dass wirklich alle auf das Elektroauto umsteigen können. Wenn wir von Transformation reden, dann wissen wir, dass es dabei auch mal schwierig wird, mal ein Schritt zurück gemacht werden muss, um zwei nach vorn zu kommen. Deswegen unterstützen wir die Unternehmen und ihre Beschäftigten, aber auch die Nutzer:innen beim Prozess.
Wir stehen für eine Politik des Respekts gegenüber einer demokratischen Zivilgesellschaft und unserer vielfältigen Vereinslandschaft. Für Respekt gegenüber den vielen Menschen, die sich in unserem Land ehren- und hauptamtlich für unsere Gesellschaft und für den Zusammenhalt engagieren, ob im Sportverein, bei der Feuerwehr oder in einer Gewerkschaft. Wir wollen gemeinsam für unsere Demokratie eintreten. Wir wollen, dass staatliche Institutionen und Behörden den Menschen auf Augenhöhe begegnen, ihre Interessen und Ziele ernst nehmen und sie dabei unterstützen, selbst tätig zu werden.
Wir wollen den Zugang zu Fördermitteln vereinfachen und mit langfristigen Zusagen für Verlässlichkeit sorgen. Dazu braucht es bei der sächsischen Förderpolitik eine neue Form des Vertrauens der Verwaltungen gegenüber den Menschen. Auch in Zukunft werden wir weiterhin Projekte und Ideen fördern, durch die Menschen unsere Gesellschaft gestalten können. Dafür werden wir Programme wie „Soziale Orte“ oder „Orte der Demokratie“ fortsetzen und den Ansatz zur Weiterentwicklung von bestehenden Kultur- und Bildungsorten zu „Orten der Gemeinschaft“ stärken. Wir unterstützen die Menschen in unseren sächsischen Dörfern, Kleinstädten und Stadtvierteln, selbst das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und ein nachbarschaftliches Miteinander vor Ort zu organisieren. Schließlich ist Demokratie kein Lieferservice. Wir helfen den Menschen dabei, „ihre Orte“ aufzubauen, den öffentlichen Raum wieder zu beleben und in ihren Gemeinden neuen Zusammenhalt zu schaffen.
Wir stehen für eine Politik des Respekts gegenüber den Menschen, die sich tagtäglich dem Kampf gegen Rechtsextremismus stellen. Dieser ist für uns zentral, wenn es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die Sicherheit in Sachsen und den wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes geht. Rechtsextremisten haben in Sachsen keinen Platz, wir werden weiter entschieden gegen sie vorgehen. Dafür gilt es den Menschen, die sich in Vereinen, Betrieben und Initiativen für unsere Demokratie und gegen Diskriminierung stark machen, weiterhin den Rücken zu stärken, sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen und zu schützen. Dazu werden wir das von uns initiierte Gesamtkonzept gegen Rechtsextremismus und das aufgebaute Demokratiezentrum weiterentwickeln. Wir setzen das Förderprogramm „Weltoffenes Sachsen“ fort, legen einen Fokus auf Demokratieförderung und wollen die Prävention weiter stärken. Wir sehen es als gemeinsame Aufgabe aller staatlichen Ebenen und der Zivilgesellschaft an, rechtsextreme Strukturen zu bekämpfen und demokratie- und menschenfeindliches Gedankengut zurückzudrängen. Die Menschen vor Ort dürfen sich damit nicht allein gelassen fühlen.
Eine solche Politik des Respekts in allen Bereichen stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land. Und so stärkt diese Politik des Respekts unseren Freistaat und die Sächsinnen und Sachsen dabei, es mit den Veränderungen unserer Zeit aufzunehmen. Wir können das, hier in Sachsen. Mit Respekt gestalten wir den Wandel machbar und gerecht.