Kultur ist eine Brücke Zwischen den Menschen

Interview mit Roland Kaiser und Petra Köpping

Zwei Welten, eine gemeinsame Über­zeugung. Die eine ist Sozi­al­mi­nis­terin in Sachsen. Der andere nicht nur „der Kaiser”, sondern während seiner jähr­lichen „Kaiser­mania” in Dresden auch der heim­liche König Sachsens. Gemeinsam sprachen Petra Köpping und Roland Kaiser mit uns über soziale Werte und ihre Liebe zum Frei­staat.

Frau Köpping, Herr Kaiser, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Beginnen wir mit einer grund­le­genden Frage: Was bedeutet Sozi­al­de­mo­kratie für Sie?

Petra Köpping: Für mich steht die Sozi­al­de­mo­kratie für soziale Gerech­tigkeit, Soli­da­rität und Chan­cen­gleichheit. Sie ist das Fundament einer Gesell­schaft, in der jeder Mensch die gleichen Möglich­keiten haben sollte, unab­hängig von seiner Herkunft oder seinem sozialen Hinter­grund. In meiner Arbeit als Poli­ti­kerin in Sachsen setze ich mich dafür ein, dass diese Werte auch auf regio­naler Ebene verwirk­licht werden.

Roland Kaiser: Ich sehe das ähnlich. Sozi­al­de­mo­kratie bedeutet für mich, dass wir uns aktiv für die Belange der Menschen einsetzen und soziale Ungleich­heiten abbauen. Mein Wunsch ist, dass es allen gut geht. Das ist auch ein Grund, warum ich mich als Künstler immer wieder poli­tisch äußere und enga­giere.

Was bedeutet Ihnen Sachsen?

Roland Kaiser: Ich bin zwar gebür­tiger Berliner, habe aber so etwas wie eine Liebes­be­ziehung zu Dresden. Ich war in den 90er-Jahren viel im Osten unterwegs und habe Dresden privat besucht, weil ich unbe­dingt wissen wollte, was am Mythos „Elbflorenz” dran ist. Ich habe mich damals schlag­artig in Dresden verliebt und meine „Kaiser­mania“ hier ist für mich bis heute etwas ganz Beson­deres.

Petra Köpping: Geboren bin ich auch nicht in Sachsen, sondern im Bezirk Erfurt. Aber schon seit meiner Kindheit wohne ich im Leip­ziger Land. Deshalb ist Sachsen natürlich einfach meine Heimat. Hier bin ich aufge­wachsen, hier sind meine Kinder aufge­wachsen und hier habe ich auch mein gesamtes beruf­liches Leben verbracht. Wenn man als Bürger­meis­terin, Land­rätin oder Minis­terin Verant­wortung für Land und Leute trägt, dann hat man natürlich nochmal ein besonders inten­sives Verhältnis zu seiner Region.

Welche Aufgabe hat die Sozi­al­de­mo­kratie in Sachsen?

Petra Köpping: Es geht darum, Vertrauen aufzu­bauen und zu zeigen, dass Politik konkrete Verbes­se­rungen im Alltag bewirken kann. Ein wich­tiger Schritt ist es, soziale Unge­rech­tig­keiten abzu­bauen und in Bildung, Infra­struktur und Gesund­heits­ver­sorgung zu inves­tieren.

Roland Kaiser: Es ist wichtig, die Menschen wieder spüren zu lassen, dass die Politik ihnen nahe ist und ihre Probleme versteht. Als Künstler kann ich dazu beitragen, indem ich gesell­schaft­liche Themen aufgreife und zum Nach­denken anrege. Eine lebendige Diskussion und der Austausch von Ideen sind essen­tiell für eine starke Sozi­al­de­mo­kratie.

Welche Rolle spielt die Kultur in diesem Zusam­menhang?

Petra Köpping: Kultur ist ein wich­tiger Bestandteil unserer Gesell­schaft und kann einen großen Beitrag zur Stärkung der Demo­kratie leisten. Sie schafft Räume für Begegnung und Austausch und kann helfen, Vorur­teile abzu­bauen und Verständnis fürein­ander zu entwi­ckeln. Kultur kann inspi­rieren und Spaß machen – wie bei den Konzerten von Roland.

Roland Kaiser: Absolut. Kultur ist eine Brücke zwischen den Menschen und kann viele positive Impulse setzen. Durch Konzerte, Thea­ter­stücke oder Ausstel­lungen können wir Themen aufgreifen, die die Menschen bewegen, und so zu einer offenen und demo­kra­ti­schen Gesell­schaft beitragen. Es geht darum, Menschen dazu zu moti­vieren, sich selbst einzu­bringen.

Ich wünsche mir, dass Sachsen ein Ort bleibt, an dem Vielfalt und Toleranz gelebt werden.

Welche Momente haben Sie besonders geprägt und Ihr Enga­gement für Demo­kratie und soziale Gerech­tigkeit verstärkt?

Petra Köpping: Das war bei mir einer­seits natürlich der Anfang der 90er-Jahre. Da konnte man unglaublich viel Neues gestalten, das war toll. Und gleich­zeitig war es schmerzlich zu sehen, dass diese Zeit eben auch viele Verluste und Krän­kungen mit sich gebracht hat. Geprägt haben mich aber auch die vielen Gespräche, die ich dann 20 Jahre später mit den Menschen geführt habe, deren Krän­kungen nicht verheilen konnten: die Berg­ar­beiter, die in der DDR geschie­denen Frauen und viele mehr. Mir war es wichtig, diesen Menschen eine Stimme zu geben, deshalb habe ich das Buch „Inte­griert doch erstmal uns!” geschrieben.

Roland Kaiser: Den einen Moment gab es nicht. Aber ich komme aus dem Arbei­ter­bezirk Wedding und meine Pfle­ge­mutter hat im SPD-Haus geputzt. So saß ich angeblich sogar mal bei Willy Brandt auf dem Schoß. Vor allem hatte ich aber als Musiker schon früh die Ehre, groß­artige Kollegen aus aller Welt zu treffen. Da wird man fast auto­ma­tisch über­zeugter Sozi­al­de­mokrat. (lacht)

Abschließend, was wünschen Sie sich für die Zukunft Sachsens?

Petra Köpping: Ich wünsche mir, dass Sachsen ein Ort bleibt, an dem Vielfalt und Toleranz gelebt werden. Ein Land, in dem alle Menschen die gleichen Chancen haben und in dem wir gemeinsam an einer besseren Zukunft arbeiten. Es ist mir ein persön­liches Anliegen, dass wir die Heraus­for­de­rungen der Zukunft mutig und entschlossen angehen.

Roland Kaiser: Ich, dass Sachsen weiterhin eine starke und demo­kra­tische Gesell­schaft bleibt. Eine Gesell­schaft, in der Kultur und Kunst ihren festen Platz haben und in der jeder Mensch sich frei entfalten kann. Das Größte für mich wäre, wenn sich wieder mehr Leute für ihre Werte und Über­zeu­gungen einsetzen und gemeinsam für eine gerechte und soli­da­rische Gesell­schaft kämpfen.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Köpping und Herr Kaiser.

Das Interview ist im Petra-Magazin erschienen. Das ganze Magazin können Sie hier lesen: Petra-Magazin